Volksblatt, Würzburg, 20. September 2005
Größte Verluste in den Hochburgen
Würzburg Bei der Bundestagswahl 2002 konnte der Heuchelhof dem Steinbachtal Rang 1 unter den CSU-Hochburgen in Würzburg streitig machen.
Auch im Steinbachtal, traditionell ein "schwarzer" Stadtteil, konnte die CSU ihre Wähler vor drei Jahren deutlich stärker motivieren. Der Stimmenanteil lag damals bei 52,2 Prozent. Ebenfalls gleichauf mit jeweils 41,9 Prozent CSU-Stimmen folgten die Stadtteile Lindleinsmühle und Heidingsfeld. Verluste musste die CSU in allen Stadtteilen hinnehmen. Sie lagen zwischen 0,9 (Frauenland) und 12,1 Prozent (Heuchelhof). Ihre größten Einbrüche erlebte die Partei neben dem Heuchelhof auch in ihren anderen Hochburgen Steinbachtal (minus 9,1) und Lindleinsmühle (minus 8,7),
Mit 33,7 Prozent erreichte die SPD wie gehabt ihr bestes Ergebnis in der Zellerau. Allerdings lag sie um 4,2 Prozentpunkte hinter der Wahl von 2002, gleichzeitig das größte Minus bei den Stadtteilergebnissen 2005. Die SPD-Verluste in den Stadtteilen lagen zwischen 4,2 und 1,4 Prozent (Lindleinsmühle, Frauenland, Versbach). Am Heuchelhof konnte die SPD ihr Ergebnis von 2002 sogar um 0,4 Prozent verbessern.
In allen Stadtteilen deutlich dazu gewonnen hat die FDP. In ihrer bisherigen Hochburg, dem Steinbachtal, konnten die Liberalen ihren Stimmenanteil der letzten Bundestagswahl (9,6 Prozent) auf 19,9 Prozent steigern und damit mehr als verdoppeln. Es ist die größte Steigerungsrate, die eine Partei bei diesen Wahlen in einem Stadtteil erreichte.
Dort wo Bündnis 90/Grüne Stimmen abgeben musste, lagen die Verluste unter der Ein-Prozent-Marke. Bei den Gewinnen verhielt es sich ähnlich. Ihr bestes Ergebnis erzielten die Grünen mit 18,2 Prozent in der Altstadt (plus 0,8 Prozent), den größten Zugewinn gab es in der Zellerau, wo sich die Grünen von 14,3 auf 16 Prozent steigerten. Den größten Verlust gab es mit 0,8 Prozent in Lengfeld.
Zwischen 2,1 (Steinbachtal) und 5,3 Prozent (Heuchelhof) lagen die Stimmenanteile der Linkspartei. Die Republikaner lagen noch deutlich dahinter. Ihr bestes Ergebnis erreichten sie in Rottenbauer (3,6 Prozent), die größte Ablehnung schlug ihnen im Steinbachtal entgegen, wo sie es nur auf 0,8 Prozent brachten.
Die Erststimmen
Die größte Zustimmung erhielt CSU-Kandidat Paul Lehrieder in der Hochburg seiner Partei: Im Steinbachtal entfielen auf ihn 53,33 Prozent der Erststimmen. In elf von 13 Stadtteilen hatte Lehrieder mehr oder weniger deutlich die Nase vor seinem SPD-Kontrahenten Staatssekretär Walter Kolbow. Oft lagen zehn Prozent und mehr Abstand zwischen beiden Bewerbern. In Grombühl und in der Zellerau hatte allerdings der Rote gegen den Schwarzen die Nase vorn. Hier erzielte Kolbow seine besten (39,65 und 29,24 Prozent) Ergebnisse, während Lehrieder hier mit 33,79 bzw. 33,97 Prozent am schlechtesten abschnitt.
Einen klaren dritten Platz unter den Direktbewerbern belegte Patrick Friedl von Bündnis 90/Grüne. Nur in der Lindleinsmühle musste sich der Grünen-Kandidat Moritz Kracht von der FDP geschlagen geben. Während Friedl ansonsten zwischen 8 und 14,45 Prozent erreichte, kam er in der Lindleinsmühle nur auf 5,07 Prozent. Dies reichte Kracht, um Friedl in der CSU-Metropole mit 5,35 Prozent zu überflügeln. Auffällig auch, dass hier die Kandidatin der Linkspartei, Belinda Brechbilder, ihr zweitbestes Ergebnis erreichte. Ihr gelang es sogar in der Zellerau den Liberalen zu übertreffen. Mit 5,08 Prozent lag sie hier einen halben Prozentpunkt vor Moritz Kracht.
Die kleinen Parteien
Nur eine marginale Rolle spielten bei der Bundestagswahl die Republikaner, die NPD und die Partei bibeltreuer Christen (PBC). Die Republikaner erhielten 1551 Zweitstimmen, die NPD 300 und die PBC 220.
Von unserem Redaktionsmitglied Karl-Georg Rötter